Studie Zentrum für Künstlernachlässe Sachsen-Anhalt

Der BBK Sachsen-Anhalt führte ab dem Sommer 2024 ein Projekt durch, das sich mit einem potentiellen Zentrum für Künstlernachlässe Sachsen-Anhalt beschäftigt. Wie groß ist der Bedarf für eine solche zentrale Einrichtung in unserem Bundesland? Wie könnte ein solches Zentrum strukturiert sein? Diese und weitere Fragen möchten wir mithilfe externer Partner und gemeinsam mit Akteuren aus Kunst und Kultur erörtern. Das Projekt wurde vom Land Sachsen-Anhalt finanziert.


Studie durch Land Sachsen-Anhalt auf Eis gelegt

Nachdem das Land Sachsen-Anhalt das dreijährige Projekt im Jahr 2024 gefördert hatte, führte der im Februar 2025 beschlossene Doppelhaushalt 2025/26 des Landes Sachsen-Anhalt zu einem plötzlichen Ende des Projekts. Damit steht die dringend notwendige Erforschung von Strukturen zur Sicherung und Bewahrung künstlerischer Nachlässe vor dem Aus. Bei den Projektbeteiligten herrscht großes Unverständnis. Der Stopp eines mehrjährigen Projekts, in das bereits öffentliche Gelder geflossen waren, ist wenig nachhaltig. Umso widersprüchlicher erscheint dieses Vorgehen in Anbetracht der ersten Zwischenergebnisse. Die 2024 durchgeführte Umfrage zeigte enorme Bedarfe auf. Ein Großteil der Befragten spricht sich für ein landesweites Zentrum für Künstlernachlässe aus und braucht dringend kompetente Beratung rund um das Thema Künstlernachlässe. Das Handeln der Landesregierung steht in krassem Widerspruch zu seinen eigenen Äußerungen:

Zur Sicherung künstlerischen Nachlasses unterstützt das Land den Berufsverband bildender Künstler (BBK) beim Aufbau eines Nachlassarchives.“ (Koalitionsvertrag Land Sachsen-Anhalt, 2021, Zeile 5375)

Mit dem verabschiedeten Haushalt werden sowohl die bewährten Förderstrukturen als auch neue kulturelle Impulse ermöglicht. Trotz der notwendigen Konsolidierungen bleibt die Kulturförderung in Sachsen-Anhalt ein verlässlicher Partner für Kulturschaffende, Einrichtungen und Institutionen im gesamten Bundesland.“ (Pressemitteilung Staatskanzlei und Ministerium für Kultur 064/2025 vom 20.02.2025)

Dem gegenüber betont der Berufsverband Bildender Künstler Sachsen-Anhalt:

Viele bildende Künstler*innen in Sachsen-Anhalt sehen sich mit der Frage konfrontiert, was mit ihrem Lebenswerk geschieht. Ohne eine professionelle Lösung drohen bedeutende Teile unseres kulturellen Erbes verloren zu gehen“, erklärt Ruth Heftrig, Geschäftsführerin des Verbandes.

Wir verstehen nicht, warum das Land Sachsen-Anhalt die Bedeutung dieses Projekts nicht erkennt“, so Line Jastram, Mitglied im Vorstand des BBK. „Die Frage, wie mit künstlerischen Nachlässen umgegangen wird, betrifft uns alle. Wir werden nicht aufgeben, für eine langfristige Lösung zu kämpfen.“


Befragung von Künstler*innen und Nachlasshalter*innen zeigt enorme Bedarfe auf

Das FOG-Institut aus Chemnitz fasste die Ergebnisse der Befragung im Dezember 2024 zusammen und stellte sie im Februar 2025 während einer Veranstaltung des BBK Sachsen-Anhalt zur Diskussion. Der 82-seitige Ergebnisbericht steht öffentlich zur Verfügung.

Hier die wichtigsten Ergebnisse auf einen Blick:

  • Obwohl sich viele Künstler*innen Gedanken über ihren künftigen Nachlass machen, haben lediglich 8 Prozent bereits Vorkehrungen getroffen.
  • 84 Prozent der befragten Künstler*innen wünschen sich, dass ihr Vorlass oder Nachlass in das Eigentum einer öffentlichen gemeinnützigen Einrichtung gelangt.
  • 88 Prozent der Künstler*innen halten ein landesweites Zentrum für Künstlernachlässe für sehr relevant bzw. relevant, bei den Nachlasshalter*innen (Museen, Archive und Privatpersonen) sind es sogar 93 Prozent.
  • 71 Prozent der Künstler*innen haben Beratungsbedarf im Bereich Künstlernachlasssicherung.

Im nächsten Schritt sollte die geplante Studie Grundlagen für ein nachhaltiges Konzept zur Bewahrung künstlerischer Nachlässe liefern – eine Notwendigkeit, die zahlreiche Künstler*innen und Nachlasshalter*innen in der Umfrage des BBK ausdrücklich betonten. Die Ergebnisse der Umfrage zeigen, dass es an Lagerkapazitäten, Dokumentationsmöglichkeiten und professioneller Betreuung mangelt.


Wir danken allen, die sich an der Umfrage und ihrer Verbreitung beteiligt haben!

Bild von Andreas Breitling auf Pixabay

Von Mitte September bis Mitte November 2024 führten wir zunächst eine Umfrage durch, um eine solide Datengrundlage für weitere Konzepte zu haben. Die Resonanz war groß. Der Museums- und der Archivverband, die Kunststiftung Sachsen-Anhalt und auch andere Partner*innen leiteten unseren Aufruf weiter, in der Presse erschienen Artikel über das Projekt, und auch unsere verschiedenen Online-Kanäle machten immer wieder auf die Umfrage aufmerksam. Rund 100 Künstler*innen und 25 Nachlasshalter*innen haben unseren Fragebogen ausgefüllt. Das ist ein solides Ergebnis und entspricht im Verhältnis in etwa der Beteiligung an einer Umfrage, die im Herbst 2020 in Sachsen durchgeführt wurde.

Wir arbeiten nun an der Auswertung und können voraussichtlich im März 2025 die Ergebnisse präsentieren.


Erhalten Sie Informationen zur Studie

Wenn Sie weitere Informationen zur Studie Künstlernachlasszentrum Sachsen-Anhalt erhalten möchten, tragen Sie sich gern in unser Kontaktformular ein. Wir danken Ihnen für die Teilnahme an unserer Studie!

Bitte aktiviere JavaScript in deinem Browser, um dieses Formular fertigzustellen.
Name
Möchten Sie über die Ergebnisse der Studie informiert werden?
Möchten Sie weiterführende Informationen zum Projekt Nachlasszentrum Sachsen-Anhalt erhalten?
Möchten Sie den externen Newsletter des BBK Sachsen-Anhalt e.V. erhalten?

Kurs Werkdatenbank Frühjahr 2025

Im Frühjahr 2025 bietet der BBK Sachsen-Anhalt einen neuen kostenpflichtigen Kurs für Künstler*innen, Erb*innen und Nachlassverwalter*innen unter der Leitung der Kunstwissenschaftlerin Katharina Lorenz M.A. an, der aus drei Terminen besteht. Für die Bewerbung sind folgende Unterlagen einzureichen: Motivationsschreiben, Kurzbiografie, Ausstellungsverzeichnis, Veröffentlichungsverzeichnis, digitale Abbildung von 5 Werken, Kontaktdaten, ggf. Dokumentation der Beauftragung (siehe Teilnahmebedingungen). Alle Unterlagen […]


Zu Dokumentationszwecken finden Sie hier auch weiterhin unseren Aufruf zur Umfrage:

Bedarfsanalyse mit Umfrage im Herbst 2024

Grundlage für die Studie bietet eine Bedarfsanalyse, die bis Mitte November 2024 durchgeführt wird. Bildende Künstler*innen sowie Nachlasshalter*innen (Erb*innen, aber auch nachlasshaltende Museen und Archive) sind aufgerufen, sich zu beteiligen. Nehmen Sie sich eine halbe Stunde Zeit und füllen Sie unsere anonyme Umfrage aus!

Falls Sie die Befragung lieber mit Zettel und Papier ausfüllen, downloaden Sie sich gern die pdf-Datei (PDF Umfrage für Künstler*innen // PDF Umfrage für Nachlasshalter*innen), drucken Sie diese aus und senden Sie diese an uns zurück, oder sprechen Sie uns an und wir senden Ihnen diese gern auch postalisch zu.

Sie müssen nicht alle Fragen beantworten, sondern können einzelne Punkte überspringen. Jedoch garantieren viele Antworten natürlich eine bessere Analyse. Auch helfen Sie uns sehr, wenn Sie den Fragebogen online ausfüllen. Denn wir sparen Zeit, wenn wir Ihre Antworten nicht händisch in den Computer übertragen müssen.

Bitte beachten Sie noch zwei Begriffsklärungen: Unter „Künstlernachlass“ verstehen wir einen weitgehend vollständigen Bestand des Lebenswerkes einer Künstlerin oder eines Künstlers, der alle wichtigen Schaffensphasen repräsentiert. Einzelne Werkgruppen sind dabei nicht gemeint. Mit „Kernbestand“ meinen wir ein Konvolut von ca. 5-10 % eines Lebenswerkes von Arbeiten aller Schaffensphasen und Techniken, welche repräsentativ für die Werkentwicklung sind.