Die niederländische Zukunftsforscherin Li Edelkoort prognostiziert für das 21. Jahrhundert ein Zeitalter der Amateure. Dies zeigt sich nicht nur in einem generellen Trend zu Do-it-yourself, sondern auch im Bereich Selbstmanagement, Wissenserwerb und nicht zuletzt im sogenannten »user generated content« unserer digitalen Medienkultur. Während kritische Stimmen auf das Risiko des Beliebigen und Dilettantentums verweisen, sehen andere Stimmen in dieser Entwicklung das Potential der demokratischen Teilhabe. In der Kulturtheorie wird diese Entwicklung als partizipative Wende bezeichnet.
Im Bereich der Kunst lässt sich bereits ab den 1960er-Jahren eine Hinwendung zu Partizipation und Teilhabe erkennen. Die Ausstellung »Kunst der Amateure« widmet sich diesen künstlerischen Strömungen. Ausgangspunkt sind die ersten partizipativen Kunstwerke im Medium der Konzept- und Videokunst, in denen die Besucher:innen durch aktive Handlung Teil des Kunstwerks werden. Diese neuen künstlerischen Ansätze, die die Besucher:innen zu einem integralen Bestandteil des künstlerischen Werks werden lassen, haben einen demokratischen Anspruch gemeinsam: Die Kunst soll von ihrem hohen Sockel der Eliten gestoßen werden und für jedermann zugänglich und durch die eigene Handlung »aktivierbar« sein. Diese partizipativen, demokratischen Ansätze der 1960er- und 1970er-Jahre führen bis zur interaktiven Medien- und Computerkunst der Gegenwart. Die Ausstellung stellt künstlerische Ansätze der Region in einen Dialog mit internationalen Positionen. Zusätzlich präsentiert die Ausstellung die Ergebnisse einer partizipativen Künstlerresidenz, die im September 2024 stattfinden wird.
Partizipative Künstlerresidenz im Rahmen der Ausstellung
In Anlehnung und Hommage an Fridel Dethleffs-Edelmanns »Wohnauto« soll ein/e Künstler/in während einer 10-tägigen Residenz in einem Wohnwagen oder Wohnmobil, das als Künstleratelier fungiert, in die ländliche Region um Biberach fahren, um Menschen zu erreichen, die gewöhnlich nicht ins Museum gehen. Die künstlerischen Themen sind der/dem Künstler/in freigestellt, Bedingung ist jedoch, dass die interessierten Teilnehmenden aktiv in den künstlerischen Prozess eingebunden sind und im Sinne des demokratischen Potentials der Kunst ein partizipatives Werk entsteht. Die kollektive Arbeit wird dann Teil der Ausstellung. Die Auswahl des Künstlers/ der Künstlerin erfolgt über eine offene Bewerbung mit Konzepteinreichung.
Zeitplan Künstlerresidenz
Beginn der Ausschreibung: 11. Juni 2024
Ende der Ausschreibung: 02. Juli 2024
Nominierung des/der Künstlers/in: 12. Juli 2024
Künstlerresidenz im Wohnwagen/Wohnmobil
Mo, 09.09.2024 bis Mi, 18.09.2024
Anwesenheit des/der Künstlers/in für den Aufbau und die Eröffnung: ab 20.01.2025
Auswahlkriterien:
- Abschluss in einem künstlerischen Studium (Bewerbung von Studierenden sind ebenfalls willkommen)
- Einseitiges Konzeptpapier der geplanten partizipativen künstlerischen Arbeit mit Angabe des verwendeten Materials
- Führerschein mind. Klasse B
- Deutschkenntnisse mind. Sprachniveau B1 (Nachweise nicht erforderlich, werden mittels Auswahlgespräch geprüft)
Bewerbungen können bis einschließlich 02. Juli 2024 per Email an eingereicht werden.
Bei Fragen kontaktieren Sie bitte Dr. Judith Bihr, Tel.: +49(0)7351/51-471;
Honorar:
Die Künstlerresidenz wird mit einem Honorar in Höhe von 2.000 EUR (brutto) vergütet. Reise- und Unterkunftskosten werden erstattet. Materialkosten für die partizipative künstlerische Arbeit können bis zu einer Höhe von 2.000 EUR eingeplant werden.
Bewerbungsschluss: 02. Juli 2024